Equal Weight-ETF: Der Weg zu besserer Performance? 

Von Jürgen Lutz – IFRAS

Verbraucherschützer werden nicht müde, den Kauf von ETF auf Indizes wie den MSCI World zu empfehlen. Schön und gut! Doch was bei diesem Mantra zu kurz kommt: Sie empfehlen nicht zwangsläufig die ETF mit der höchsten Rendite. Eine Erkenntnis, die viele Anleger kalt erwischt: Haben nicht alle ETF auf einen Index dieselbe Rendite? Das stimmt, doch es gibt grundlegend verschiedene Methoden, einen Index zu bauen.

Marktkapitalisierte ETF beherrschen den Markt

Was Verbraucherschützer kaum sagen: Beinahe alle ETF basieren auf dem Prinzip der Marktkapitalisierung. Das Gewicht einer Aktie in einem solchen Index, etwa dem DAX oder den amerikanischen S&P 500, hängt vom jeweiligen Wert der frei handelbaren Aktien im Index ab. Deshalb wiegt eine Apple-Aktie in einem ETF auf den S&P 500 oder den Nasdaq 100 das 50- oder 100-Fache anderer Titel. Ähnlich sieht es in hiesigen ETF-Verkaufsschlagern wie dem iShares MSCI World aus, der derzeit 34 Milliarden Euro auf die Waage bringt.

Der Indexstand hängt an wenigen Aktien

Das muss nicht zum Schaden bei der Rendite sein: Von April 2003, dem Tief der Internet-Baisse, bis jetzt hat der maßgebliche Indexfonds auf den S&P 500 (SPY) einen jährlichen Zuwachs von 11,1 Prozent erzielt ­– ein Ergebnis, mit dem viele Anleger zufrieden sein können. Doch der weitere Erfolg hängt wesentlich davon ab, dass hochbewertete Aktien die Indizes auf Dauer nach oben ziehen. Wenn sie aber im Wert deutlich verlieren, wirkt sich das sehr stark auf den Index aus. So machen derzeit lediglich 15 Aktien ein knappes Drittel des Werts des S&P 500 aus. An der Spitze stehen die üblichen Verdächtigen: Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google.

Gleichgewichtete ETF nutzen einen anderen Ansatz

Diese Risiken können Anleger mit gleich-gewichteten ETF umgehen – und, zumindest in der Vergangenheit, sogar eine höhere Rendite erzielen als mit marktkapitalisierten ETF. Wie der Name schon sagt, haben die Aktien aller Unternehmen bei diesen Equal-Weight-ETF etwa den gleichen Anteil am Index und daher die gleiche Auswirkung auf das Börsenbarometer, wenn ihr Wert steigt oder fällt. Im Hintergrund verkaufen die Fondsmanager bei den turnusmäßigen Anpassungen des Index einen Teil der Aktien, die gut gelaufen sind, und erwerben mehr Aktien von den Nachzüglern. Ergebnis dieses „Rebalancing“: Die Quote der Aktien in den Equal-Weight-Indizes bleibt mehr oder minder gleich.

Bislang höhere Rendite der Indizes mit Equal Weight

Besonders interessant: Der S&P 500 Equal Weight (EW) ist in den vergangenen zwölf Monaten um 43 Prozent gestiegen, die marktgewichtete Variante „nur“ um 33 Prozent. Das bessere Abschneiden dürfte vor allem mit der Erholung der Aktienmärkte nach dem Corona-Einbruch zu tun haben. Das sieht man bei S&P Dow Jones ähnlich. In den Zeiten nach einem starken Einbruch, so heißt es bei diesem Indexanbieter, hätten die EW-Indizes die Konkurrenz „stets deutlich outperformt“. Der Blick in die Vergangenheit bestätigt dies: 2003, nach der Dot.com-Krise, schoss der S&P 500 EW um gut 33 Prozent hoch, der bekanntere S&P 500 gewann nur 23 Prozent hinzu. Nach der Finanzkrise sattelte der EW-Index fast 45 Prozent drauf, die Konkurrenz musste sich mit 26 Prozent begnügen. Und 2020 wiederholte sich dieses Spiel. Fazit: Es handelt sich um ein wiederkehrendes Phänomen.

Der gleichgerichtete ETF auf den S&P 500 (grüne Kurve) Luft seit Jahren besser als der ETF auf den „normalen“, sprich marktkapitalisierten US-Index (blau) – und das bei vergleichbarem Risiko. Quelle: etfreplay.com

Für die Outperformance gibt es gute Gründe

Da die EW-Indizes alle Aktien gleich stark gewichten, haben kleinere und mittelgroße Aktien sowie zyklische Branchen einen stärkeren Einfluss auf den Index. Aktien dieser Größe und Branchen erholen sich beim Aufschwung am stärksten und treiben so den EW-Index schneller nach oben als marktkapitalisierte Indizes. Das macht sich über die Jahre in einer höheren jährlichen Rendite bemerkbar: So ist der S&P 500 EW seit seiner Auflage im Jahr 2003 um 12,0 Prozent per anno gestiegen; das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als die Konkurrenz. Ergebnis: Aus hypothetischen 100.000 Euro/Dollar wären so nicht 690.000, sondern 790.000 Euro/Dollar geworden.

Höhere Rendite durch geteilte Investments

Was also sollten Anleger nun tun: die marktkapitalisierten ETF verkaufen und stattdessen Equal-Weight-ETF ins Depot legen? Gemach! Zum einen ist das Angebot von EW-ETF in Deutschland, das den Entwicklungen in den USA stets hinterher hinkt, sehr übersichtlich. Zum anderen geraten die EW-ETF am Ende eines langen Aktienanstiegs gegenüber den marktkapitalisierten Produkten ins Hintertreffen, wie in den Jahren 2006/07 und 2017 bis 2019 zu sehen. Der Grund: Gegen Ende eines Aktienaufschwungs setzen Anleger stärker auf bekannte und große Werte.

Eine Möglichkeit könnte, sofern es das Angebot erlaubt, sein: den Aktienanteil für einen bestimmten Markt je zur Hälfte auf marktkapitalisierte und gleich gewichtete ETF zu verteilen. Damit hätte man in unserem hypothetischen Szenario immer noch rund 50.000 Euro/Dollar mehr erzielt als mit ausschließlich marktkapitalisierten ETF. Eine gute Recherche-Möglichkeit ist die Plattform www.justetf.com.

Urheberrecht: IFRAS/Jürgen Lutz

Haftungsausschluss/Disclaimer: Die Informationen in diesem Blog stellen in keiner Weise eine Anlageberatung oder eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung von Finanzprodukten bzw. Finanzdienstleistungen dar. Die Inhalte auf www.ifras.de dienen ausschließlich der Information und finanziellen Bildung der LeserInnen. Jegliche Haftung für Verluste, die durch Informationen auf www.ifras.de in irgendeiner Weise entstehen könnten, wird ausgeschlossen. Die Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit der zugelieferten Informationen wird nicht übernommen.